Das Kabinett

Im Oktober 2016 wird unter dem Namen „Kabinett“ ein neuer Ausstellungsraum im Zentralwerk in der Riesaer Straße sein Programm starten.

Vordergründig verweist der Name „Kabinett“ auf die Geschichte des Raums als einem dem Ballsaal des Gebäudekomplexes nachgeordneten „Hinterzimmer“. In solchen Räumen kam man nach dem Kunstgenuss zusammen, um sich bei Likör und Zigarren den maßgeblichen Dingen des Lebens zu widmen, meist also dem Geschäftlichen. Diese Konstellation, in der die Ästhetik ornamentale Stütze des Ökonomischen und manchmal Politischen ist, trifft man natürlich auch heute noch an. Fragen nach diesem Verhältnis werden sich im Programm des Ausstellungsraums widerspiegeln.

Zentraler für uns ist aber eine weitere, in gewissem Sinne artverwandte Bedeutung des Begriffs „Kabinett“: Man versteht darunter den Rat der mit den Regierungsgeschäften betrauten Politiker, die auf hoher Ebene die jeweiligen Interessen ihrer Ressorts abstimmen und gegebenenfalls ausfechten müssen.

Von diesem zweiten Wortgebrauch leiten wir das grundlegende Konzept unseres Kabinetts ab: In unterschiedlichen Reihen von Einzel- und Gruppenausstellungen, sowie damit verknüpften Veranstaltungen wird Künstlern und Kuratoren die Möglichkeit gegeben, zu künstlerischen Fragen Stellung zu nehmen und damit gegebenenfalls in Widerspruch zu den Inhalten bzw. „Interessen“ anderer Serien zu treten. Die Reihen können sich somit gegenseitig „ins Wort fallen“, überschneiden, genauso gut auch ergänzen. Es ist dabei weder das Ziel, jeweils den frontalen Crash zu provozieren, noch in einer falsch verstandenen Dialektik eine Synthese aus Antagonismen herstellen zu wollen. Vielmehr soll dem oft unhinterfragt verwendeten Begriff der „Position“, mit dem seit Jahren jegliche Art künstlerischer Äußerung belegt wird, Rechnung getragen werden. Denn dieser Begriff macht nur in einem Gefüge relativ zu anderen Positionen Sinn. Dieses Setzen in Verhältnisse ist uns in der Ausstellungspraxis besonders wichtig.

Die jeweiligen Reihen werden zum Teil von den Betreibern des Raums kuratiert, teils aber auch durch Anstöße von Außen getragen bzw. ergänzt. Zudem sind Kooperationen mit anderen Ausstellungsräumen in Dresden und anderen Städten angedacht.

Den im Zentralwerk arbeitenden Künsterinnen und Künstlern wird ebenfalls die Möglichkeit gegeben, sich innerhalb dieses teilweise auf Gegensätzen beruhenden Programms wieder zu finden – mit ihren eigenen Arbeiten oder selbst als Ausstellungsmacher.